Die Herzogin Augusta, Prinzessin von Dänemark und Witwe des Herzogs Johann Adolf von Schleswig-Holstein kaufte 1624, während des 30-jährigen Kriegs, eines der heute ältesten Stadthäuser Husums, welches zum ersten Mal 1441 erwähnt wurde.
Nach dem Tod ihres Mannes 1616 war ihr das Husumer Schloss als Witwensitz zugesprochen worden. Dieses lag jedoch etwas abseits und durfte nur von adeliger Gesellschaft besucht werden, zudem fühlte sich die Herzogin dort durch ihr eigenes Personal überwacht.
Das neue Stadthaus verschaffte ihr mehr Freiheit und einen direkten Blick auf den Marktplatz von Husum.
Im Audienzsaal, im ersten Stock des Hauses, empfing die Herzogin fortan nichtadelige Bürger, Priester oder Bauern, um ihre weltlichen Geschäfte zu tätigen.
Als damals reichste Frau Nordeuropas, ließ sie ihren Audienzsaal prachtvoll ausstaffieren. So beauftragte sie zum Beispiel den Stuckateur Hans Georg Ritteln aus Hessen mit der Erstellung einer außergewöhnlich schönen, plastischen Stuckdecke, hergestellt aus mit Kälberhaaren vermengtem, ungebranntem Lehm, dieser überzogen mit einer Kalkschicht.
In fünf sogenannten „Fachen“ reihen sich plastische Motivarrangements aus etwa faustgroßen Früchten und Blattwerk um die zentral liegende Figur eines aus dem Feuer emporsteigenden Phönix.
Nach dem Tod der Herzogin Augusta ging das Stadthaus in privaten Besitz über und verschwand langsam aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Um 1950 herum wurde die Stuckdecke zudem noch von ihren damaligen Bewohnern mit Holz verkleidet und geriet komplett in Vergessenheit.
Erst bei der Renovierung des Stadthauses, nach einem Besitzerwechsel 2013, wurde die Stuckdecke wieder freigelegt und aufwendig restauriert. Über ganze vier Jahre hinweg trugen mehrere Fachleute in penibler Feinarbeit 17 Farbschichten ab.
Heute, fast 400 Jahre nach ihrer Erstellung, können wir die prachtvolle Renaissance-Stuckdecke in sensationell gutem Zustand bewundern.
Warum die Herzogin einen Phönix zum Mittelpunkt ihrer Stuckdecke machte und was William Shakespeare damit zu tun hat – Antworten darauf und mehr spannende Geschichten erwarten Sie im Stadthaus der Augusta.
Warum sehen die Wände im Stadthaus der Augusta nach fünfjähriger Restaurierung immer noch so aus, als wären sie mitten im Sanierungstadium?
Bei der Restauration der Stuckdecke fielen die bemerkenswert unberührten Wandflächen im Audienzsaal auf. Das Landesdenkmalamt beschloss, diese einzigartigen zeitgeschichtlichen Zeugen sichtbar zu lassen.
So können Sie heute über 400 Jahre alte Tapetenreste, teilweise auf Büttenpapier, alte Maueröffnugen, Wandverkleidungen, hunderte von kleinen Nägeln und anderes entdecken!
Die Wand hinter dem Verkaufstresen ist sicherlich die Interessanteste:
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit wurde diese ursprünglich zum benachbarten Gasthof gehörige Wand als einzige nicht mit abgerissen, sondern für den damaligen Neubau des Stadthauses zur einen und des ersten Rathauses Husums zur anderen Seite genutzt.
Bei der Restaurierung der ehemaligen Ostwand des Gasthofes wurden jetzt bis zu zehn Farbschichten gefunden. Die Wand ist bis zu 70cm stark und ruht auf großen Findlingen, die das Fundament bilden. Ein paar dieser Findlinge sind im kleinen Durchgang noch heute deutlich zu erkennen. Die Wand selbst gehört sicherlich zu den ältesten erhaltenen Profanbauten in Schleswig-Holstein.